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Bilderbuch: Österreicher-Buben & Retter des deutschsprachigen Pop - Künstlervorstellung | Teil 5: Endstation Schönbrunn

Auf die Europa-Pass-Aktion und den Release zweier neuer Alben folgte die große One Earth Tour, die ihren Höhepunkt in zwei großen Konzerten vor Schloss Schönbrunn bei Wien finden sollte.

Auf die Europa-Pass-Aktion und den Release zweier neuer Alben folgte die große One Earth Tour, die ihren Höhepunkt in zwei großen Konzerten vor Schloss Schönbrunn bei Wien finden sollte. Bilderbuch strukturierten hierfür wieder ihr gesamtes Szenenbild um und ließen die Bühne vom Künstler Mafia Tabak inszenieren, der bereits die Artworks zu Vernissage My Heart beisteuerte. Das Quartett wurde für die Tour vom Keyboarder und Schlagzeuger Lukas König unterstützt, da für die komplexeren und tiefgründigeren Songs die bisherige Besetzung nicht ausgereicht hätte. Man wollte das aber auch nicht digital regeln, was für die gesamte Show gilt, die im Gegensatz zur Tour 5000, wieder analoger organisiert wurde. Das Bühnendesign das am Ende entstand glich einem Theater mit Light-Show und politischer Message. So prankte auf dem Schlagzeugturm von Phillip Scheibl dessen neuer Künstlername und der Name der Tour mitsamt Logo: One Earth. Hinter Maurice Ernst stand ein Kühlschrank, aus dem er auch regelmäßig Getränke herausholte, was von einem Schwall an Dunst begleitet wurde. Demonstrativ setzte er dies vor allem bei den Songs Mr. Refrigerator, Softdrink oder Sneakers4Free ein, die weiterhin fester Bestandteil des Sets blieben, ähnlich wie Maschin, Spliff, OM, Bungalow oder Superfunkypartytime. Für die One Earth Tour wurden jedoch selbstverständlich auch die neuen Songs einstudiert und bis auf Lounge 2.0, Aloe Vera, Emotion und Memory Card 2 perfomt. Das große Hip-Hop-und Trap-Epos Ich Hab Gefühle artete dabei stets in einem Crowd-surfenden Maurice und völliger Euphorie aus (oben im Video zu sehen), während der Jam von Europa 22 ebenfalls auf der Bühne bei intensiver Atmosphäre in voller Länge zu begutachten war.

Ich selbst durfte die One Earth Tour ebenfalls besuchen und zwar in Hamburg. Das Konzert kann in seiner Größe nur wenig mit dem der 5000 Tour verglichen werden, trotzdem hat sich die Show der Jungs selbst weiter verbessert. Auch wenn die Bühnenästhetik der One Earth Tour, vor allem künstlerisch, unglaublich war, preferiere ich die Stimmung im kleinen Club mit Laser-Show, wobei ich hier das Konzert vor dem Schloss Schönbrunn ausklammern möchte. Wie schon gesagt ist das Auftreten der Band dennoch wieder einmal einen Ticken geiler geworden und der Facettenreichtum wurde durch Songs wie Frisbeee, Kids Im Park, Ich Hab Gefühle, Europa 22 oder Checkpoint (Nie Game Over) noch ausgebaut.

Im Sommer 2019, etwas weniger als 2 Monate nach Ende der größten Bilderbuch-Tour bisher, erschien dann endlich die Studioversion von Mr. Refrigerator als neue Sommer-Single. Aufgeregt wie ich war, enttäuschte mich das besonders im Mixing neuinterpretierte Feeling des Songs leider etwas. Bis heute finde ich, es hätte lieber ein rockiger Track daraus gemacht werden sollen, als die funkige, lockere Eis-Schleck-Variante - oder zumindest als B-Side eine Live-Version in jener Manier. Trotzdem: Mr. Refrigerator stieg in die österreichischen Charts vergleichsweise gut ein und bleibt ein erstklassiger, cooler BiBu-Song.

3 Monate später, im Oktober, legten Bilderbuch dann eine weitere Single nach, die jedoch in keiner Weise enttäuschend sein sollte: Kitsch - ein Song der den Schick Schock-Sound wiederbelebt und den lyrischen Stil dieses Albums wieder zurückbringt. Dabei scheut es Maurice Ernst auch nicht, sich selbst zu zitieren. Im Mittelpunkt liegt in Kitsch zudem mehr der Bass, denn die Gitarre, die, ähnlich wie bei Spliff, ein sexy Riff performt, dass nur an einigen Stellen durch Michael Krammers typische Licks unterbrochen wird. Ich war nie rich, aber cool mit Kitsch.

Kurz vor Weihnachten veröffentlichten Bilderbuch zuletzt die lang ersehnte Live-DVD vom Schloss Schönbrunn, die man auf Apple Music hören, oder im Internet als VHS, DVD oder Blu-Ray bestellen kann. In diesen Aufnahmen geht vor allem die Bühnenästhetik auf, die mit viel Licht und Kunst das Schloss miteinbezieht. Auch fängt die Live in Schönbrunn DVD das Feeling und die Genialität der Österreicher-Buben auf der Bühne um einiges besser ein, als noch die Dates (Live) - Single.

Nun, da wären wir erst einmal am Ende der Reise angelangt, auf deren weiteren Verlauf ich sehr gespannt bin. Zwar hätte ich nichts gegen ein Back-to-the-Roots Album a la Kitsch, lieber wäre mir aber zu erfahren, in welche musikalischen Gefilde es Bilderbuch als Nächstes verschlägt und ob sie sich wieder neuerfinden können, sowohl lyrisch und ästhetisch, als auch musikalisch. Von einem neuen Album ist bis jetzt aber noch nichts zu hören. Erst einmal steht sowieso das große Live-Projekt Approximation an.

Bilderbuch auf Spotify: https://open.spotify.com/artist/2ErWLckuGFl84nGmg5fwyG?si=a9VigqqtQuGFSYM0psAi4w

Kitsch auf Spotify: https://open.spotify.com/album/02TvAyGIOhD6OV0h0BFyyP?si=KKZVq13WTRCXYknjd2q5cA

Mr. Refrigerator auf Spotify: https://open.spotify.com/album/35dHj9rSNfIGvkxQmfbO4W?si=w3-5_upYTaKPQPdQuq1YSg

Live in Schönbrunn bei Apple Musik: https://music.apple.com/de/album/live-in-schoenbrunn/1491528399

https://www.bilderbuch-musik.at

Die Bilderbuch: Hit-Songs-Playlist von Sloth-Sound auf Spotify (klicke hier) und Apple Music (klicke hier).