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EP-Review: Hayley Williams – Petals for Armor I
Als Frontsängerin von Paramore erwartete ich von Hayley Williams eine eher glückliche, fröhliche, von Pop geprägte Atmosphäre, die auch im letzten 2017er Paramore Album After Laughter sichtlich dominierte. Was sich aber von Petals for Armor I mit Paramore in Verbindung bringen lässt, sind die im Hintergrund liegenden Bedeutungen der Texte, welche nicht immer dem glücklichen Flair der Musik entsprechen.
Hayley Williams‘ EP erzeugt einen Mischmasch von Gefühlen. Einerseits bin ich komplett überrascht von der Geilheit der Rhythmik in allen Songs und andererseits davon, dass Hayley Williams solch eine andere Richtung des Songwritings eingeschlagen hat, als ich erwartet hätte.
Die Frontsängerin erschafft mit Simmer eine Atmosphäre mit unterschiedlichen Stimmen die aufeinander aufbauen. Dazu im Refrain kickende Drums, welche ungewohnte Rhythmen spielen und Gitarren, die abwechselnd, von einem Ohr zum Anderen, Akkorde dazulegen. Hayley Williams‘ Aufatmen erzeugen das Gefühl von Schmerz im Hörer, wie ein Wasserkocher der all deine euphorischen Gedanken zunichte macht. Sie verfolgt sich und versucht mit sich selbst umzugehen, ihre Fehler zu akzeptieren und anzunehmen was ihr widerfahren ist.
Leave it Alone präsentiert das Gegenstück zum vorherigen Song und erzeugt eine wundervolle, seichte und dennoch schwere Atmosphäre welche sehr von Radiohead geprägt erscheint. Das einzige was in der Strophe spielt sind Bass und Schlagzeug. Im Refrain kommt es zur Dreistimmigkeit in den Vocals bei „But I can‘t leave it alone“.
„It tastes so bitter on my tongue / The truth's a killer“; Hayley Williams musste viele schlechte Dinge erfahren, um einen doch noch positiven Aspekt zu finden. Selbst beim schlimmsten Gefühl der Welt – der Trennung – entsteht neue Inspiration um zu schaffen, neues Anzufangen.
Zuerst erscheint der Rhythmus von Cinnamon als ungewohnt, durch die etwas gegen die Drums singende Stimme. Doch dann kommen die Synthesizer ins Spiel und einem erschließt sich sich so langsam der Groove des Songs. Dieser ergibt sich zum Ende einer wunderbaren, majestätischen Klimax und erinnert stark an den Kick eines Michael Jackson Songs, wie zum Beispiel Unbreakable oder In The Closet. Cinnamon beschreibt das zu sich kommen, das Abnehmen der rosaroten Brille. Man fühlt sich nicht mehr mit dieser einen Person verbunden und lebt für sich.
Der Beat läuft stetig durch den ganzen Song und lässt einen die Zeit, in dem erzeugten Fluss, vergessen. Rhythmische Gitarren tragen die Drums durch den Song, bleiben aber trotzdem eher hintergründig. Der Bass bleibt auch unterschwellig und wird eins mit dem Beat. Hier hätte dem Song ein eventuelles Gitarrensolo gut getan, oder eine Bridge mit demselben Rhythmus, aber nur einem anderen hervorstechendem Gitarrenpart, welcher sich wiederholt. Creepin‘ hat mich nicht allzu sehr überzeugt, wie manche Songs davor. Trotzdem fügt er sich gut in die EP ein, vor allem thematisch.
Sudden Desire ist der Abschluss der EP und hört sich im Refrain ein bisschen nach Taylor Swift in ihrem neueren, musikalischen Abschnitt an. Trotzdem liegt hier eine, wie auch in jedem Song, geniale musikalische Ausarbeitung vor. Denn Drums und Bass, welcher eine Verzerrung mit sich bringt, kicken wie sonst nichts. Nur die Stimme, wie ich finde, ist mir im Refrain etwas zu poppig und fügt sich nicht allzu gut in die Materie des Songs ein.
Hayley Williams schuf mit Petals for Armor I einen genialen Start in ihre neue Solokarriere und hat zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Millionen Listens auf Spotify, obwohl die EP erst am 6. Februar erschien.
8 / 10
Petals For Armor I auf Spotify: https://open.spotify.com/album/49xgxYRwk2rFF5vEa5pOWW
Petals For Armor I auf Apple Music: https://music.apple.com/de/album/petals-for-armor-i-ep/1497604947
Auch enthalten in SLOTH-SOUNDs 2020 Release-Radar auf Spotify (klicke hier) und Apple Music (klicke hier).