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Dark – Staffel 3: Das perfekte Ende

Die auf Rotten Tomatoes weltweit zur besten Netflix-Serie gewählte deutsche Produktion 'Dark' findet mit ihrer dritten Staffel das perfekte Ende.

Dieser Beitrag enthält minimale Spoiler zu allen Staffeln von 'Dark'. 

Das ist nunmehr mein zweiter Versuch etwas zur dritten Staffel der deutschen Netflix-Serie Dark zu schreiben. Es hat sich herausgestellt, dass ich einer genauen Review zum Finale des Zeitreise-Epos nicht gerecht werden kann, zumindest für mich selbst. Somit möchte ich lieber einfach zum Ausdruck bringen, wie gut Staffel 3 des SciFi-Mystery-Dramas gelungen ist und warum die Kritikpunkte, die viele suchen, zwar nachvollziehbar sind, aber keinem perfekten Ende im Weg stehen.

Die am 27. Juni erschienene letzte Staffel von Dark ist das beste, was man aus einem Finale einer solchen Serie herausholen kann. Dabei fühlt sich der dritte Teil der Trilogie anders an, als seine beiden Vorgänger, was daran liegt, dass es nun viel mehr um das Lösen der Mysterien von  Dark geht, denn um das Erschaffen und Erweitern dieser. Natürlich kann die dritte Staffel darum auch nicht dieselbe Spannung und dasselbe Feeling aufbauen. Das wird noch weiter verstärkt durch die erstaunlich einfache Lösung eines so komplexen und verworrenen, ja unlösbar wirkenden Problems. Doch wie will man einen unendlichen, deterministischen Knoten, ohne Anfang und Ende anders entwirren, als mit etwas Trivialem – ist das nicht gerade das Schöne? Die Lösung lag vor unseren Augen, die ganze Zeit, und das nicht nur aufgrund ihrer Einfachheit, sondern auch aufgrund der vielen Symbole und der kryptischen Dialoge, die immer wieder nahelegten, wie alles entknotet werden würde.

Doch Dark – Staffel 3 besteht nicht nur aus der letzten, achten Folge, die die Serie abschließt. Sie besteht auch aus Folge 1, und Folge 2 bis 6, und aus Folge 7. Diesen Abschnitten im letzten Teil der Dark-Trilogie wird vorgeworfen, sie seien inkonsequent und würden zu viele Fragen offen lassen. Doch die Frage, die sich der Zuschauer stellen sollte, ist, brauchen wir konkrete Antworten auf alles? Insbesondere, wenn wir uns diese genauso gut aufgrund der gegebenen Informationen zusammenreimen können? Ist es nicht gerade das, was eine Serie unsterblich macht? Das man über sie noch nachdenken kann und muss, wenn man sie eigentlich schon beendet hat? Für die Auflösung der Geschichte war es nicht von Nöten zu erklären, wie Hannah Kahnwald von dort nach hier gereist ist, warum Thorben Wöller ein Auge fehlt oder wie genau alles in der Spiegelwelt passiert ist. Besonders in ersterem und letzterem Fall, denn hier können wir Antworten erahnen oder haben sie auf die eine oder andere Weise schon gesehen. Genauso wenig ist es nötig Dark weiter in die Länge zu ziehen, nur damit gefüllte Lücken detaillierter besprochen werden können, denn nur so können wir die Lücken für uns selbst schließen. Es gehört zur Kunst von Dark Dinge unbeantwortet zu lassen, ohne Handlungslöcher zu erschaffen, oder sie nur indirekt zu beantworten. Jantje Friese, die Autorin der Serie, formuliert es so:

"Wir glauben sehr an Ambivalenz. Wir glauben nicht daran, dass es nur genau eine Antwort auf etwas gibt. [...] Wir mögen es nicht, mit einem Punkt zu enden. Wir enden lieber mit einem Punkt, warten ein bisschen und stellen dann ein Fragezeichen ans Ende."

Es ist ähnlich mit dem Wert eines Charakters für eine Geschichte, denn nicht jede Figur muss bedeutungsvoll für die Handlung sein. Das gilt insbesondere, wenn der Abschluss eines Charakter-Arcs eine Tragik und Symbolik mit sich bringt, die die Geschichte der jeweiligen Figur nur umso schöner, gar bedeutungsvoller macht, oder wenn eine Figur schlussendlich eben nur ein kleines Puzzleteil, ein Diener der Zeit und des Schicksals war. Verstärkend hinzu kommt noch das Ende von Dark, das ich hier aber nicht vorwegnehmen möchte.

Die Schönheit von Dark – Staffel 3 wird in Folge 7 auf die Spitze getrieben, wenn der Zuschauer Zeuge wird, wie alle Irrungen und Wirrungen in den Familienstammbäumen und Geschehnissen in Winden zusammengeführt werden und der Kreis sich schließt. Dark tappt dabei nicht in die Falle des Fanservice, der schon andere Serien dieses Kalibers in den Abgrund geführt hat. 

Die achte und letzte Folge offenbart zum Abschluss, wer das Spiel der Zeitreise wirklich verstanden hat und wie man das endlose Leid, das insbesondere mit der Beendung einiger Charakter-Arcs auf solch sinnlos erscheinende Weise demonstriert wurde, beenden kann. Sie legt auch endgültig die wahren Ziele der großen Spieler im Krieg um die Zeit offen und zeigt, wie unwissend einige von ihnen doch waren, wie sehr sie der Zeit Untertan waren, obwohl sie dachten, sie wären diejenigen mit der Kontrolle. Das Ende selbst erscheint schließlich zwar sehr simpel, doch der Weg zu diesem Ende, das Schlupfloch, von dem man immer wieder gehört hat, ist denkbar kompliziert. Aber eben nur so ist es für die Serie möglich den Knoten zu lösen, ohne gleichzeitig die Regeln zu brechen, die über drei Staffeln etabliert und demonstriert wurden. Wer das Finale von Dark genau dessen beschuldigt, der hat es nicht verstanden. 

Das Ende von Dark ist bittersüß. Es ist ein tragisches Happy-End.