Kate Bush: Top 30 Songs

30. Jig of Life (Hounds of Love: The Ninth Wave, 1985)
Ein wiederkehrendes Motiv in Kate Bushs Songs sind Anleihen irischer Musik. Auf Jig of Life, dem Herzstück der The Ninth Wave-Suite, passen diese ihrer Feierlichkeit wegen besonders gut.
29. Houdini (The Dreaming, 1982)
Houdini ist zusammen mit Get Out of My House und The Dreaming wohl der speziellste Kate Bush-Song. Im Gegensatz zu letzteren machen diese Elemente in Houdini jedoch nur einen kleinen Teil des Songs aus. Der Rest ist schlicht und einfach wunderschön und erzählt die Geschichte, die auch das Album-Cover von The Dreaming zeigt; nämlich wie Houdinis Frau ihm den Schlüssel für einen Zaubertrick per Kuss übergibt. Und es geht noch weiter, denn Houdini adaptiert außerdem, wie die Frau des legendären Zauberkünstlers ihn nach seinem Tod erreicht haben soll.
28. The Dreaming (The Dreaming, 1982)
Im Titeltrack zu ihrem ikonischen vierten Studioalbum beschäftigt sich Kate Bush mit der unrechtmäßigen Vertreibung von Australiens Ureinwohnern aus den ihnen gehörenden Gebieten.
27. Why Should I Love You? (The Red Shoes, 1993)
Why Should I Love You? wurde von Prince co-arranged und co-produziert. Er spielt auch Gitarre, Bass und singt Backing Vocals. Kate Bush und Prince – eine Traumkollaboration der Pop-Geschichte, die in der Form dieses Songs leider viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält.
26. Leave It Open (The Dreaming, 1982)
Leave It Open ist der rockigste Banger von The Dreaming.
25. Waking the Witch (Hounds of Love: The Ninth Wave, 1985)
Kein:e Künstler:in der Popgeschichte hat es geschafft Grusel so gut in einem Song zu vermitteln wie Kate Bush mit Waking the Witch, indem sie abwechselnd in die Rolle eines Inquisitors und einer Hexe, die auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden soll, schlüpft.
24. Sunset (Aerial, 2005) & 23. Nocturn (Aerial, 2005)
Die absoluten Highlights in der proggigen An Endless Sky of Honey-Suite von Kate Bushs Comeback-Album Aerial, das 20 Jahre nach Hounds of Love dasselbe Rahmenkonzept auf ein Doppelalbum ausdehnt. Beide Tracks entwickeln sich in ihrer Laufzeit mit Überlänge grandios.
22. Reaching Out (The Sensual World, 1989)
Mit Reaching Out sind wir nun bei meinen absoluten Lieblingssongs von Kate Bush angekommen. Jeden dieser Tracks sollte man mindestens einmal gehört haben und ich werde mein bestes Tun indirekt oder direkt auszudrücken, warum. Im Falle von Reaching Out ist es das Streicher-Arrangement, das sofort Aufmerksamkeit erregt, wenn es in den Refrain geht, der im dynamischen Kontrast zu den ruhigen Strophen steht.
Reaching Out ist einer der theatralischsten Kate Bush-Songs, allerdings nicht auf die für sie typische, experimentelle und expressive Art und Weise.
21. Deeper Understanding (The Sensual World, 1989)
Dieser Song ist fast schon prophetisch. In Deeper Understanding stellt Kate Bush eine Entwicklung fest, die die Zukunft der Menschen im digitalen Zeitalter prägen wird. Es geht darum, wie wir uns an technische Geräte und ihre Angebote wenden, wenn wir einsam sind – wobei das ja eine Art Huhn-Ei-Szenario ist – und zunehmend von ihnen eingenommen werden. Dabei wollen wir eigentlich nur ein tieferes Verständnis verspüren – von anderen für uns und wir selbst für die Welt.
Musikalisch ist Deeper Understanding einer von Kate Bushs feinsten Kompositionen mit einem gleichmäßigem Art-Pop-Percussion-Rhythmus. Im Refrain explodiert der Song in ein vielschichtiges Vocal-Arrangement. Gegen Ende folgt ein Twist mit Tonartwechsel, der bei mir jedesmal Gänsehaut auslöst.
20. Lily (The Red Shoes, 1993)
In der Zeit, in der Kate Bush das Album The Red Shoes aufnahm, passierten viele schlimme Dinge in ihrem Leben. Ihre Mutter und ihr Stammgitarrist und guter Freund Alan Murphy starben. Ihre Beziehung endete. Kate Bush lernte zur gleichen Zeit die Geistheilerin Lily Cornford kennen, die sie nachhaltig beeindruckte. Ihr ist der Song Lily vom Album The Red Shoes gewidmet. Passenderweise ist es auch ihre Stimme, die am Anfang des Songs als Sample zu hören ist.
Durch das lyrische Ich wendet sich Bush um Hilfe suchend an Lily Cornford – wahrscheinlich unter anderem aufgrund der Ereignisse in ihrem Leben. Lily, oh Lily I don't feel save. I feel that life has blown a great big hole through me – und Lily rät und zeigt ihr sich mit Feuer zu schützen, was Kate Bush im gleichermaßen feurigen Refrain biblisch inszeniert. Es ist dieser Kontrast, der den Song prägt: die bittenden Strophen aus der Position eines schwachen lyrischen Ichs und der Wandel im Refrain, nachdem es Rat von Lily erhalten hat.
19. King of the Mountain (Aerial, 2005)
Kate Bushs Comeback-Song nach 12 Jahren Abwesenheit – mit King of the Mountain hat die Königin des Art-Pop 2005 gezeigt, dass sie es noch drauf hat. Naja, eigentlich wurde King of the Mountain schon 10 Jahre vor Release aufgenommen. Der größte Teil dieser Urversion, z.B. die Lead-Vocals, ist erhalten geblieben. Trotzdem hört sich King of the Mountain so an, wie man sich einen Kate Bush-Song im 21. Jahrhundert vorstellt. Schon irgendwie anders, aber immer noch Kate Bush. Alles hört sich kristallklar und modern an. Besonders das Schlagzeug ist eine Ohrenweide.
18. Hello Earth (Hounds of Love: The Ninth Wave, 1985)
Wie auch einige weitere Songs auf dieser Liste, sollte man Hello Earth vielleicht gar nicht als einzelnen Song betrachten, denn er ist Teil der Suite The Ninth Wave. Diese füllt die zweite Hälfte von Kate Bushs essenziellem Meisterwerk Hounds of Love. Nach der gruseligen Zeitreise Waking the Witch und dem surrealen Watching You Without Me ist Hello Earth der Tief- und Höhepunkt der Suite. The Ninth Wave handelt von einer Frau, die alleine im Ozean ertrinkt. Hello Earth markiert den Punkt, an dem sie kurz davor ist, den Tod zu finden. In diesen Momenten verlässt sie ihren eigenen Geist und schaut quasi von oben herab auf die Welt, was wunderbar von dem NASA-Sample am Anfang des Stücks symbolisiert wird.
Musikalisch ist der Song unter anderem durchsetzt von mystisch-majestätischen gregorianischen Choralpassagen, die der himmlische Abgesang der Frau sein, aber genauso gut das Wunder der Welt und der Menschen repräsentieren könnten. Währenddessen versuchen immer wieder Teile des Bewusstseins der Frau sie zu retten.
Hello Earth ist ein magischer Song, wie ihn nur Kate Bush schaffen kann. Voller musikalischer Überraschungen sowie Philosophie und Emotionen, ohne dass es dafür viele (konkrete) Worte braucht.
17. Never Be Mine (The Sensual World, 1989)
Auf The Sensual World beschäftigt sich Kate Bush mit verschiedenen Geschichten verschiedener Figuren, die natürlich irgendwie immer zu ihr selbst zurückführen. Never Be Mine handelt von der Situation nach dem Ende einer Beziehung. Der Partner des lyrischen Ichs scheint glücklich mit dieser Situation zu sein (At you happy without me [...]). Das lyrische Ich selbst wiederum akzeptiert sie, kann aber nicht glücklich mit ihr sein ([...] This is where I want to be / This is what I need / But I know that this will never be mine).
16. And Dream of Sheep (Hounds of Love: The Ninth Wave, 1985)
And Dream of Sheep ist der Eröffnungssong der The Ninth Wave-Suite und beschreibt das Ausgangsszenario, das sich in Hello Earth zuspitzt. Trotz des simplen, schlafliedartigen Arrangements, indem man die meiste Zeit über nur Kate Bushs Stimme und ein Piano hört, zählt And Dream of Sheep zu den beliebtesten Songs in der Kate Bush-Diskographie. Er funktioniert jedenfalls perfekt, um den Hörer in die Suite einzusaugen und die richtige Stimmung zu erzeugen.
15. The Morning Fog (Hounds of Love: The Ninth Wave, 1985)
Die Geschichte von The Ninth Wave geht gut aus. Die Frau überlebt und fühlt sich wie neugeboren. Die Nahtoderfahrung und die damit einhergehenden Halluzinationen haben sie nachhaltig verändert. Sie erzählt allen Menschen, die ihr nahestehen davon und dass sie sie liebt.
The Morning Fog fehlt zwar die Komplexität und Experimentalität der restlichen Suite, doch der Song markiert trotzdem ein kathartisches Ende. Es ist mehr der Credit-Song nach dem Ende eines Films, als das epische Finale selbst. Passend dazu ist The Morning Fog für mich der perfekte Soundtrack für das Nachhausegehen nach einer langen Nacht, wenn es schon wieder hell wird und die Vögel anfangen zu zwitschern.
14. And So Is Love (The Red Shoes, 1993)
And So Is Love ist ein einfacher Song über die Liebe als Sinn des Lebens, als Quelle der Trauer wie das Leben selbst es sei (Life is sad and so is love). Gesang und Text selbst mögen nicht allzu komplex sein, doch sie werden ergänzt von einem Gitarrensolo, das sich durch den gesamten Song zieht. Es wird gespielt von Eric Clapton; einem meiner Hassmusiker. Seine Arbeit auf And So Is Love ist jedoch großartig – und seine eigenen verschrobenen, rechtspopulistischen Weltansichten werden durch Kate Bushs wettgemacht. Wie dem auch sei: Gesang und Gitarre interagieren und reagieren über einem atmosphärischen Backing Track in unbeschreiblich romantischer Weise aufeinander. So entsteht ein purer Genuss für die Ohren und möglicherweise Kate Bushs schönster Song.
13. Rocket's Tail (The Sensual World, 1989)
Auch auf Rocket's Tail spielt ein externer Gitarrist; einer, der wohl genauso berühmt-berüchtigt ist wie Eric Clapton: David Gilmour, Sänger, Gitarrist und Songwriter von Pink Floyd und Entdecker von Kate Bush. Er legt das geilste Gitarrensolo in Kate Bushs Diskographie hin und gibt The Sensual World so das perfekte, klimaktische Finale. Natürlich trägt auch die Struktur des Arrangements von Bush dazu bei. Bis zu jenem Gitarrensolo ist Rocket's Tail nämlich komplett accapella, d.h. man hört nur Gesang. Allein dadurch, durch die eklektischen Hintergrundgesänge und Bushs intensive Performance, baut sich eine krasse Spannung auf. Die entlädt sich auf einen Schlag mit dem Einsetzen der Instrumente. Also: richtig laut drehen und den befriedigsten Moment in der gesamten Kate Bush-Diskographie genießen!
12. Rubberband Girl (The Red Shoes, 1993)
Rubberband Girl zählt zu Kate Bushs simpelsten und poppigsten Songs und ist nur gebaut um einen einfachen Kick-Snare-Rhythmus und ein eingängiges Gitarren-Riff. Rubberband Girl wurde zwar auf dem 1993er Album The Red Shoes veröffentlicht, und ist auch dessen Lead-Single, dennoch gilt der Song wie das gesamte Album als Bushs stereotypischstes '80er Material. Rubberband Girl sticht aus der Diskographie von Kate Bush gerade aufgrund all dieser Charakteristika hervor. Es ist ein besonders lockerer, zugänglicher Song. Das passt auch zum Aufnahmeprozess. Rubberband Girl war schnell geschrieben, wurde schnell aufgenommen und nur in der Post-Production verändert, um soundtechnisch zum Rest von The Red Shoes zu passen.
11. Sat In Your Lap (The Dreaming, 1982)
Von Opening-Track zu Opening-Track, von Lead-Single zu Lead-Single – auch Sat In Your Lap sticht in der Kate Bush-Diskographie heraus. Nicht nur wegen des historischen Kontexts (Sat In Your Lap ist die erste von Bush im Alleingang produzierte Single und Teil ihres definierenden Albums The Dreaming), sondern auch weil der Song ein deutlich höheres Tempo aufweist, als alle anderen Tracks von Bush. Zusätzlich sind die Strophen im 3/4 Takt geschrieben.
Mit Sat In Your Lap beginnt Kate Bushs experimentellste Phase, in der sie besonders mit ihrer Stimme einzigartige Dinge anstellt und herumprobiert. Im Chorus schreit sie, in den Strophen flüstert sie eher, in der Bridge wechselt sie in einen vollen, theatralischen Alt. Im Hintergrund gehen noch allerlei andere Dinge ab. Aber hört's euch lieber selbst an.
Honorable Mentions:
- Wuthering Heights (The Kick Inside, 1978)
- Babooshka (Never for Ever, 1980)
- Egypt (Never for Ever, 1980)
- Breathing (Never for Ever, 1980)
- Pull Out the Pin (The Dreaming, 1982)
- Under Ice (Hounds of Love, 1985)
- Watching You Without Me (Hounds of Love, 1985)
- The Fog (The Sensual World, 1989)
- Top of the City (The Red Shoes, 1993)
- How to Be Invisible (Aerial, 2005)
10. Suspended In Gaffa (The Dreaming, 1982)
Man stelle sich einen altmodischen, vollen Rummelplatz mit Fahrgeschäften und Essensbuden vor. Instrumental passt Suspended in Gaffa in genau diese Szenerie. Kate Bushs Stimme klingt theatralisch über einem Walzer Takt, dazu spielerisches Klavier, wohl produzierte akustischen 12-Saiter Gitarren und ein Fretless Bass. Über den Chorus legen sich später Streichersegmente. Kate Bush singt über die einmalige Begegnung mit einer begehrten Sache, der man jedoch nie wieder begegnen wird. Darüber, dass man immer alles haben will, es aber nur kriegen kann, wenn man entsprechend dafür arbeitet; über die damit verbundene Frustration.
Genial sind in der Instrumentation die verschiedenen Dynamiken, die den Song in verschiedene Parts aufteilen. Mal hört man verspielte Gitarren und dann wieder fließende Streicher mit zarten Vocals. Prägnant ist außerdem, wie in vielen Songs von Kate Bush, die Performance der Vocals in verschiedenen Tonlagen (Not till I‘m ready for you). Es finden sich wiederkehrende Textzeilen, die jedesmal auf andere Weise vokalisiert sind, wie I don‘t know why I‘m crying, was mal gesungen und mal geflüstert wird.
Suspended in Gaffa nimmt den Hörer mit auf eine theatralisch erzählte Reise, durch Situationen des alltäglichen Lebens, die einen hohen Einfluss auf die eigene Entwicklung haben könnten.
Aurel Petronis
9. There Goes a Tenner (The Dreaming, 1982)
Einer der skurrilsten Kate Bush-Songs – There Goes a Tenner handelt von einem Bankraub, der ebenfalls im zugehörigen Musikvideo dargestellt wird. Das lyrische Ich hat dabei Bedenken und ist verängstigt und nervös. Natürlich geht der Bankraub sehr schief.
There Goes a Tenner ist besonders faszinierend aufgrund der eigentlich nicht miteinander funktionierenden Emotionen, die vermittelt werden: Paranoia und Witz, Bedrohung und Komik.
Mein Lieblingsmoment ist der Übergang von der Bridge zur Strophe. Die Bridge ist ruhig und wird von fließenden Streichern und Synthesizern illustriert, Bush singt We're waiting – und so wartet der Hörer. Dann beginnt die nächste Strophe mit stampfendem Schlagzeug.
Auch der Mix ist genial und setzt das verrückte Arrangement – mit geflüsterten Backing Vocals, Bushs Gesangsexperimenten im Chorus die scharf und laut links und rechts ertönen und darauf folgend ihrer verstellten Stimme sowie Bläsern wie frisch aus dem frühen 20. Jahrhundert – perfekt in Szene.
8. The Sensual World (The Sensual World, 1989)
Glocken eröffnen The Sensual World, den Nachfolger zu Hounds of Love. Der Titeltrack handelt von Molly Bloom aus James Joyces Ulysses, die aus der schwarz-weißen 2D-Welt der Buchseiten in die reale Welt tritt und von den neuen Eindrücken fasziniert und bewegt ist: Stepping out of the page / Into the sensual world. Die gleiche Qualität hat auch die musikalische Adaption mit spacey Production und detaillierter, exotischer Instrumentierung. Nur das Recht Joyce direkt zu zitieren, blieb Bush verwehrt.
7. Running Up That Hill (A Deal with God) (Hounds of Love, 1985)
Zu Running Up That Hill ist alles gesagt, was gesagt werden muss. Es ist der Song, der Kate Bush wieder berühmt gemacht hat und wahrscheinlich ihr bester Song generell.
Ursprünglich sollte Running Up That Hill den Titel "A Deal with God" tragen, der jedoch dazu geführt hätte, dass der Song aufgrund des Wortes "god" nicht beworben worden wäre.
Dabei passt der Titel "A Deal with God" deutlich besser, denn darum geht es in Running Up That Hill: Um einen Pakt mit Gott, sodass zwei Menschen in einer Beziehung die Rollen tauschen und so nachvollziehen können, wie es ist in des anderen Haut zu stecken.
6. Love and Anger (The Sensual World, 1989)
Love and Anger ist meiner Meinung nach der beste, klassische Rock-Song von Kate Bush. Wie auf Rocket's Tail hat David Gilmour von Pink Floyd hier Gitarre gespielt. Dabei ist es ein Wunder, dass der Song so gut ist, wie er ist. Kate Bush selbst hat in Interviews immer wieder betont, wie wenig sie selbst den Song und seine Lyrics verstünde. Es wäre der schwierigste Song des Albums gewesen. Und auch mir fällt es schwer eine genaue Geschichte aus dem Text zu extrahieren. Ein Gefühl ist aber sicherlich da sowie einige sehr zitierfähige Textzeilen bzw. -passagen, wie z.B. Don't ever think that you can't change the past and the future oder It could take me all of my life / But it would only take a moment to / Tell you what I'm feeling, but I don't know if I'm ready yet / You come walking into this room / Like you're walking into my arms / And what would I do without you?
Sicher ist: Love and Anger dreht sich um eine Beziehung, Zeit und Kommunikation sind zentrale Motive. Die beiden Liebenden müssten sich nur austauschen, einander ihre tiefsten Gefühle, Ängste, ihre Wut und Unsicherheiten gestehen, diese loslassen und sie wären like two strings beating / Speaking in sympathy / "What would we do without you?" Verwirrend bleiben zuerst die Pronomen in der abschließenden Frage: "Was würden WIR ohne DICH tun?" Doch es ergibt irgendwie Sinn, denn sie sprechen zusammen. Sie sind nicht mehr zwei Liebende, sondern Eins geworden – und sprechen vereint über den jeweils anderen als Individuum.
5. Night of the Swallow (The Dreaming, 1982)
Auf Night of the Swallow gab es zwei erste Male für Kate Bush. Es ist ihr erster Song mit starken Einflüssen irischer Musik, die sie später in Jig of Life noch einmal ausleben würde und danach eher in ihre Songs inkorporierte als sie zum zentralen Merkmal zu machen. Es leuchtet also ein, warum Night of the Swallow ausschließlich in Irland als Single ausgekoppelt wurde. Auf Night of the Swallow fällt außerdem das extrem vielschichtige Arrangement auf, das ich auch für den etwas anderen, weniger klaren Sound im Vergleich zu den anderen The Dreaming-Tracks verantwortlich machen. Es spielen zwei Dudelsäcke, dazu Streicher, Flöten, eine besondere griechische Gitarre namens Bouzouki, Piano, Fretless Bass und ein achtsaitiger Bass und natürlich Drums.
Inhaltlich geht es um einen Schmuggler, der einen riskanten Auftrag antreten will. Seine Frau/Geliebte möchte ihn aus Angst nicht gehen lassen, was sein Verlangen zu gehen noch verstärkt.
Night of the Swallow ist ein klarer Standout auf The Dreaming durch seine anderen Sound und Stil, aber auch aufgrund der Intensivität des Gesangs besonders in den Strophen, und der vielleicht zugänglichste Song von einem emotionalen Standpunkt.
4. The Big Sky (Special Single Mix) (Hounds of Love, 1985)
Someone sitting looking at the sky, watching the clouds change. I used to do this a lot as a child, just watching the clouds go into different shapes. I think we forget these pleasures as adults. We don't get as much time to enjoy those kinds of things, or think about them; we feel silly about what we used to do naturally.
Was in Kate Bushs Worten nach einer melancholischen Betrachtung des Kindseins als Erwachsener klingt, ist in Wahrheit ein ekstatischer Trip; der energetischste Song auf Hounds of Love mit einem vielschichten Arrangement aus voluminösem Bass, treibenden Percussions, einer Reihe Backing Vocals, einem eingängigen E-Gitarren-Riff, Streichern und perfekt eingesetzter Akustik-Gitarre. The Big Sky entwickelt sich instrumentell nicht wirklich weiter, dafür wächst die Intensität des Arrangements, das hypnotisierend scheinbar in Dauerschleife spielt, ins Unermessliche. Deshalb ist The Big Sky vielleicht der spaßigste Kate Bush-Song – und auch das passt zu der Rückbesinnung auf die einfachen Freuden der Kindheit.
3. This Woman's Work (The Sensual World, 1989)
This Woman's Work ist ein weiterer Superlativ in Kate Bushs Diskographie: ihr emotionalster Song, ihre beste Piano-Ballade. Bush schrieb den Song für die Klimax des Films She's Having a Baby, wo die Figur Jake erfährt, dass bei einer Geburt das Leben seiner Frau und seines Kindes auf dem Spiel stehen. Passend zu der dabei gezeigten Montage, die glückliche Erinnerungen und den vor dem Raum, indem die Geburt stattfindet, wartenden Jack zeigt, verfasste Bush den Text. An dieser Stelle werde ich diesen einfach für sich sprechen lassen:
I stand outside this woman's work / This woman's world / Ooh, it's hard on the man / Now his part is over / Now starts the craft of the father
I know you have a little life in you yet / I know you have a lot of strength left / I know you have a little life in you yet / I know you have a lot of strength left
I should be crying, but I just can't let it show / I should be hoping, but I can't stop thinking / Of all the things I should've said / That I never said / All the things we should've done / That we never did / All the things I should've given / But I didn't
2. Hounds of Love (Hounds of Love, 1985)
Hounds of Love ist ein Song der erst mit der Zeit zu einem meiner Lieblinge geworden ist – wahrscheinlich aufgrund des Ohrwurmcharakters.
Der Song beginnt mit einem Sample aus dem Film Night of the Demon, wo eine Figur ruft: "It's in the trees! It's coming!" Das ist irgendwie skurril, denn dieses Zitat wird in Hounds of Love nicht auf irgendeine Horrorfigur angwendet, sondern auf die Liebe, die Kate Bush mit einer Hundejagd vergleicht. The hounds of love are hunting me. Es geht also um die Angst vor der Liebe und einer festen Beziehung, die beim lyrischen Ich schon bis in die Kindheit zurückreicht, wie die Eröffnungszeilen suggerieren: When I was a child, running in the night / Afraid of what might be / Hiding in the dark / Hiding in a street / And of what was following me.
Instrumentell prägen Hounds of Love vier Elemente. Der Song beginnt mit treibenem, ungewöhnlichem Schlagzeug und im Legato spielenden Streichern (fließend), die die Tonart festsetzen. Im ersten Refrain werden darüber im Staccato spielende Streicher (abgehackt) gelegt, die den Rest des Songs weiterspielen. Erst in der zweiten Strophe setzt dann die Bassline als viertes Element ein.
Bushs Vocal-Performance ist sehr energetisch und treibt Hounds of Love ebenfalls ständig vorwärts. Interessant ist hieran, dass in der ersten Strophe, wo nur Legato-Streicher spielen, ihre Vocals eher die Staccato-Rolle einnehmen. Im Refrain singt sie dann fließender und es setzen Staccato-Streicher ein.
Eine der Schlüsselcharakteristika von Bushs Vokalisierung sind außerdem die experimentellen Backing Vocals im Chorus (Ooh-ooh, ooh-ooh, ooh, ooh).
Zusammen mit den Lyrics entsteht so der unwiderstehliche Ohrwurmcharakter des Songs. Speziell die zweite Strophe sticht durch das interessante, kryptische Writing hervor: I found a fox, caught by dogs / He let me take him in my hand / It's in our hearts, it beats so fast / And I'm ashamed of running away.
Hounds of Love gilt zusammen mit Running Up That Hill (A Deal with God) und meinem ersten Platz als der Klassiker vom gleichnamigen Album Hounds of Love. Hounds of Love ist auch einer von Bushs kürzesten Songs.
1. Cloudbusting (Hounds of Love, 1985)
Cloudbusting ist der Höhepunkt von Kate Bushs Kunstfertigkeit: musikalisch, lyrisch und cinematisch. Inspiriert vom autobiographischen Buch A Book of Dreams von Peter Reich, verfasste Bush dieses Meisterwerk.
Peter Reich ist der Sohn vom Mediziner, Philosophen und Psychoanalysten Wilhelm Reich. Wilhelm Reich war Ende der 1930er in die USA emigriert und widmete sich dort der Erforschung einer kosmischen Energie namens Orgon, die er entdeckt haben wollte. In den '40er entwickelte er eine Maschine, die diese Orgonenergie in Regen umwandeln sollte. Die Maschine trägt den Namen Cloudbuster. In den '50ern widersetzte er sich der US-Regierung, die angeordnet hatte, seine Bücher und Gerätschaften zu vernichten. 1956 wurde er wegen Missachtung des Gerichts zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Nach fast acht Monaten in Haft starb Wilhelm Reich an Herzversagen.
In seinem Buch A Book of Dreams schildert Peter Reich, wie er seinen Vater und seine Experimente wahrgenommen hat. Natürlich schaute der junge Peter zu seinem Vater auf. Das Buch illustriert so die menschliche Seite Wilhelm Reichs, wie sie nur sein Sohn hat erleben können.
Kate Bush war von der Geschichte um Wilhelm Reich fasziniert und berührt von den Erlebnissen des Sohnes Peter Reich, dem sein Vater genommen wurde – erst für 2 Jahre Haft, dann für immer. Es entstand Cloudbusting, indem Bush aus der Sicht Peter Reichs die Ereignisse schildert. Peter Reich selbst gab ihr die Erlaubnis den Song zu veröffentlichen. Im zugehörigen Musikvideo spielt Bush ihn und Donald Sutherland den Vater, Wilhelm Reich. Zum Musikvideo spielt eine verlängerte Version des Songs.
Aus musikalischer Perspektive gilt Cloudbusting als einer der wichtigsten und besten Baroque-Pop-Songs aller Zeiten. So ist die Instrumentation vor allem von einem Streicher-Arrangement geprägt, über dem Bush ihre berührendste Vocal-Performance abliefert.
Hier sind ein paar der besten Textstellen:
I still dream of Orgonon / I wake up crying / You're making rain / And you're just in reach / When you and sleep escape me
[...]
On top of the world, looking over the edge / You could see them coming / You looked too small / In their big black car / To be a threat to the men in power
[...]
And every time it rains / You're here in my head / Like the sun coming out / Look, your son's coming out / Ooh, I just know that something good is going to happen / I don't know when / But just saying it could even make it happen, oh