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Film-Kritik: The Batman (2022)

Batman wurde wieder neuaufgelegt, diesmal unter Regie von Matt Reeves und mit Robert Pattinson in der Hauptrolle. Sein junger Bruce Wayne ist ein nachdenklicher Emo; sein Batman ein ungezügelter, wütender Dark Knight, der als Detektiv die Rätsel eines Serienmörders lösen muss.

In dieser spoilerfreien Kritik erfahrt ihr, ob die Figur des Batman mit diesem Film wieder zu alter Größe zurückfinden kann.

Gestern habe ich The Batman gesehen. Noch eine Neuauflage könnte man jetzt denken. Immerhin gab es ja schon fünf sehr gute Batman-Filme, zum einen die zwei von Tim Burton und zum anderen Christopher Nolans Dark Knight-Trilogie. Wer die Trailer gesehen hat, weiß aber, dass Matt Reeves' The Batman das Potential hat, eine weitere, frische Version des dunklen Ritters zu schaffen. Die Filmkritik bestätigt dies bislang und auch ich möchte es, obwohl mit einigen Kritikpunkten, verifizieren.

Den neuen Batman spielt Robert Pattinson; ja, der aus Twilight. Der hat es in den letzten Jahren jedoch geschafft sich eine Reputation als wirklich guter Schauspieler aufzubauen – und für diesen Batman passt er wie die Faust auf's Auge. Bruce Wayne ist in The Batmanerst zwei Jahre als Gothams Rächer unterwegs. Dementsprechend ist er auch noch sehr jung, ungezügelt und mit sich selbst absolut nicht im Reinen. Er will nichts mit Wayne Enterprises zu tun haben, hat noch nicht ins Leben als reicher und populärer Geschäftsmann hineingeschnüffelt. Genau diese Version des Batman passt super zu Robert Pattinson. Von hier aus kann er sich nun, in den wohl kommenden Sequels, zu dem Batman entwickeln, den wir aus anderen Filmen kennen und lieben. Was jetzt klingt wie eine Art Origin-Story für Batman ist aber das Gegenteil davon. Bruce Waynes Familiengeschichte, seine Ausbildung in Martial Arts, wie er seine Gadgets bekommen hat, seine Überwindung der Angst vor Fledermäusen: das alles spielt in The Batman kaum eine Rolle – erst recht nicht im Format einer Origin-Story oder mit Rückblenden. 

Alle anderen Schauspieler waren ebenfalls sehr gut, wobei kaum eine Performance an die herausragenden Leistungen aus der Dark Knight-Trilogie herankommt. Der Pinguin von Colin Farrell und der Riddler, gespielt von Paul Dano, den ich vorher noch nie in irgendeinem filmerischen Projekt gesehen habe, sie die positiven Standouts. Polizei Leutnant Gordon (Jeffrey Wright) gefällt mir ebenfalls in seiner Dynamik als Detektivduo mit Batman und Andy Serkis' Alfred spielt eine erfrischenden Neuinterpretation des Butlers. Einzig Catwoman (Zoe Kravitz) hätte ich gern mehr gemocht, als das am Ende der Fall war. Ihre Beziehung zu Batman hätte cooler sein, sie hätte mehr Charakter haben können. 

Das beste an The Batman war das erste Drittel, bei dem ich mir kaum das Grinsen, trotz verdammt grausamer Szenen, aus dem Gesicht wischen konnte. Meine Erwartungen daran, wohin der Film mit seiner Zodiac-esquen Detektivgeschichte gehen würde, waren dementsprechend hoch. Leider konnte der Film dem nicht vollends gerecht werden. Einige Szenen krankten trotzdem an Superhelden-Blockbuster-Clichés. Die Offenbarung, wer "die Ratte mit Flügeln" ist und das Verhältnis, indem diese Figur zu einer anderen Figur steht, hat mich ebenfalls nicht gepackt. Insgesamt konnte auch die Klimax des Film den epischen und komplizierten Aufbau davor nicht ganz zu einem befriedigen Finale führen. The Batman ist mit knapp drei Stunden ein sehr langer Film und das fällt eigentlich so gut wie nicht auf. Die Ausnahme bildet das Ende. Der Film hat gleich vier Szenen, wo er im Guten hätte enden können.

Räumen wir noch mit den letzten wichtigen Faktoren auf. Die Sets und Bilder, die Atmosphäre und die Musik sowie die Kostüme sind alle großartig. Das Gotham, was in The Batman gezeigt wird, ist eine Art Mischung aus dem comichaften Gotham von Tim Burton und dem hyperrealistischen Gotham von Christopher Nolan, aber mit einem eigenen Touch. Es ist das düsterste Gotham, dass ich bis jetzt in irgendeinem Live-Action Batman gesehen habe. 

Insgesamt habe ich The Batman genossen und ich freue mich schon sehr ihn in naher Zukunft noch einmal zu sehen. Ich möchte außerdem jedem ans Herz legen, der mit dem Beschriebenen etwas anfangen kann, sich den Film im Kino anzuschauen. Besonders in den sowieso seltenen, aber brachialen Action-Szenen würde zu viel der Wucht zu Hause verloren gehen. Selbiges gilt für die Atmosphäre und Inszenierung von Gotham, die für den Film essenziell sind. 

⭐️⭐️⭐️⭐️