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Kurzreview: Coldplay – Music of the Spheres

Coldplay selbst haben schon mit dem Release ihres letzten Albums Everyday Life angekündigt, dass ihr nächstes Werk wieder einmal ein Griff ins Klo des belanglosen Pop sein würde. Jetzt Avantgarde, nächstes Mal music for the masses bzw. Music of the Spheres. Überraschend ist das auch insofern nicht, dass Everyday Life vielmehr ein Abstecher in andere Gefilde war, als eine Weiterentwicklung von Coldplay's Musik, wie die Nebenhandlung eines Films. Music of the Spheres lässt sich dagegen als die (logische) Fortsetzung der Haupthandlung verstehen, die ihren letzten Ableger mit A Head Full of Dreams hatte – einem ebenso kontroversen Album, dass seine kommerziellen Ansätze jedoch deutlich besser verbergen konnte. Auf Music of the Spheres kollaborieren Coldplay mit BTS und der gemeinsame Boygroup-Song My Universe erreichte (allein) deswegen die Top-Position der internationalen Pop-Charts. Auch beim Album-Release-Rollout haben sich Coldplay und Universal nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Drei Songs veröffentlichte man im Voraus und alle anderen Titel waren schon vorher live und in Snippets und Leaks zu hören. Mit dem neunminütigen Coloratura nahm man außerdem das Grand Finale und den mit Abstand besten Song von Music of the Spheres vorweg. Wenn man dann noch miteinbezieht, dass es noch drei Interludes und ein nichtssagendes Instrumental auf dem Album gibt, so scheint die Menge an neuem Material zum Veröffentlichungstermin doch sehr dünn. Fast so dünn wie die Substanz, die hinter den übrigen Songs steckt – von genannten Interludes und dem Instrumental ganz zu schweigen. People of the Pride ist wohl der unangenehmste Moment der gesamten Coldplay-Diskographie. Das klingt ungefähr so wie über 40-jährige Musiker, die ehemals sehr gute Rock-Alben gemacht haben, allerdings im Laufe ihrer Karriere in die Stadion-Pop-Rock-Belanglosigkeit abgedriftet sind und nun versuchen die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen. Es klingt kurz gesagt nach schrecklichem Synth-Pop-Dad-Rock. Auf Biutyful (richtig geschrieben "beautiful") bedienen sich Coldplay dann einem Vocal-Pitcher. Über das Ergebnis muss ich denke ich nicht weiter sprechen. Einen Vorteil hat das Ganze jedoch: Wenn Chris Martin's (richtige) Stimme dann einsetzt, ist es einer der "besten" Momente des Albums, zumal auch die Instrumentation im Hintergrund an diesem Punkt recht interessant ist. 

Insgesamt ist Music of the Spheres also wie erwartet: pathetisch, bombastisch, kommerziell. Würde ich Coldplay nicht anders einschätzen und ihr sowieso bereits extraordinäres Vermögen ignorieren, würde ich sogar so weit gehen zu sagen, dass Music of the Spheres ein richtiger Cash Grab ist. Stattdessen geht es aber vermutlich eher darum sich an der Spitze der Popmusik festzukrallen als um das daraus resultierende Geld. Besser ist das jedoch ohnehin nicht. Leider wird es wohl noch einen zweiten und wahrscheinlich sogar dritten Teil zu Music of the Spheres geben und Chris Martin hat dem noch hinzugefügt, Coldplay wüssten genau wieviele Alben sie machen wollen. Fans spekulieren, dass nach der MOTS-Trilogie nur noch ein letztes Album verbleiben wird. Hoffen wir also, dass Coldplay uns wenigstens noch ein gutes Finale ihrer hyper-erfolgreichen Karriere liefern werden.

PS: Ja, Music of the Spheres hat wohl auch den Weltraum und Sci-Fi-Utopien zum Thema. Während des Hörens kommt das aber kaum bzw. nur in metaphorischer oder ziemlich fauler, nebensächlicher Weise zur Geltung. Das Weltraumthema ist also am Ende nur heiße Luft und so steht unfreiwillig sinnbildlich für den Pop-Größenwahn der Produktion.

3 / 10

Anspieltipps: "Higher Power"
Highlight: "Coloratura"