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Album-Review: King Gizzard & The Lizard Wizard – Omnium Gatherum

Auf ihrem zwanzigsten Studioalbum lassen King Gizzard & The Lizard Wizard ihre Muskeln auf einer über einstündigen Reise durch all ihre musikalischen Explorationen spielen. Omnium Gatherum zählt sechzehn Songs – und fühlt sich nicht überlang an. Es kommen viele verschiedene, gar konträre Genres zusammen – und trotzdem entsteht am Ende eine kohärente Einheit. Als umfassendes Doppelalbum fühlt sich Omnium Gatherum wirklich wie das Ende und der Beginn einer Ära an. Auf The Dripping Tap kehren die verrückten Australier zum dichten, schnellen Acid-Rock zurück, der in ihnen auf Nonagon Infinity den Durchbruch brachte – nur im offeneren, jammigeren Format, was an ihren ikonischen Long-Track Head On/Pill von 2013 erinnert, auch wenn The Dripping Tap an beides nicht ganz herankommt. Auf Magenta Mountain bringt die Band den Sound voran, den sie erstmals auf ihrem 2021er Album Butterfly 3000 erkundet haben; soll heißen mehr Synthesizer, mehr Beats, weniger Gitarre und weniger Rock als auf jenem Album. Die Thrash-Metal inspirierten Titel Gaia und Predator X übertreffen einen Großteil des Materials vom 2019er Ökö-Thrash-Metal-Konzeptwerk Infest the Rats' Nest und mit Sadie Sorceress und The Grim Reaper tasten sich King Gizzard sogar an den Hip-Hop bzw. Rap heran – in letzterem Fall sogar erfolgreich. Es gibt außerdem viel Psychedelia sowie Soul- und Jazz-Anleihen zu hören wie unter anderem die Highlights Kepler-22b und Presumptuous beweisen. All diese grundverschiedenen, aber doch typischen Songs werden bunt gemixt aneinandergereiht und mithilfe von nahtlosen Übergängen aneinandergeschweißt – und das funktioniert. Am Ende ist Omnium Gatherum trotz der scheinbaren Diskrepanzen eine fließende Hörerfahrungen, eine nicht anhaltende, aber balancierte Achterbahnfahrt von einer Überraschung zur nächsten, wo alles seinen Platz hat. Natürlich ist eine Konsequenz dennoch, dass Omnium Gatherum die konzeptionelle Aufmachung und die damit einhergehende thematische sowie stilistische Kohärenz vergangener Alben nicht hat und für einige vielleicht sogar vermissen lässt. Mit dieser Art von Album haben sich King Gizzard in der Vergangenheit jedoch schon öfter beschäftigt und werden es in Zukunft sicherlich wieder tun. Omnium Gatherum ist nun, was es ist und tut sehr gut daran. Es dient als aufregende Zusammenfassung und manchmal sogar Weiterentwicklung seiner Vorgänger. Für mich ist dies eines der besten King Gizzard & The Lizard Wizard-Alben bis jetzt.

Was mich zudem fasziniert an Omnium Gatherum, ist der Sound. Das Album klingt sehr warm, organisch und, salopp gesagt, einfach fett. Der Grund ist folgender: Omnium Gatherum wurde zuerst auf Vinyl gepresst und dann mit dem besten Equipment von der Vinyl ins Digitale übergeführt. Dadurch bleibt der charakteristische Sound des analogen Formats erhalten. Für mich als Vinyl-Fan ist das natürlich der Beweis dafür, dass es sich bei der Schallplatte um das beste Musikformat handelt – ja, auch soundtechnisch. Ein netter Nebeneffekt ist des Weiteren, dass die Vinyl in diesem Falle näher an den originalen Studioaufnahmen dran ist, als das digitale Pendant, weshalb ich mich noch ein bisschen mehr auf die Ankunft meiner Lucky Rainbow Edition LP im Juli freue. 

8 / 10

Anspieltipps: "Magenta Mountain"; "Kepler-22b"; "Gaia"; "Evilest Man"
weitere Highlights: "The Dripping Tap"; "Presumptuous"; "Ambergris"


Tracklist und Ratings
  1. The Dripping Tap | 80
  2. Magenta Mountain 90
  3. Kepler-22b | 85
  4. Gaia 85
  5. Amergris | 80
  6. Sadie Sorceress 75
  7. Evilest Man | 80
  8. The Garden Goblin 75
  9. Blame It On The Weather | 75
  10. Persistence | 70
  11. The Grim Reaper | 80
  12. Presumptuous | 85
  13. Predator X | 80
  14. Red Smoke | 80
  15. Candles | 80
  16. The Funeral | 75